Predigt zum 23.1.2022 (Lukas 12,49-53)

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  • Erstellungsdatum 22. Januar 2022
  • Zuletzt aktualisiert 22. Januar 2022

Predigt zum 23.1.2022 (Lukas 12,49-53)

(Jesus spricht:) Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte! Aber ich muss mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollbracht ist! Meint ihr, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht. Denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei gegen zwei und zwei gegen drei. Es wird der Vater gegen den Sohn sein und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen die Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

Es gibt eine besondere Kiefernart im Norden der Vereinigten Staaten und in Kanada. Die jack pine, wie sie auf Englisch heißt, wächst auf kargen Böden. Ihr Stamm ist oft krumm und man sieht abgestorbene Äste zwischen den anderen. Die Zapfen hängen oft jahrelang an den oberen Ästen, sind mit Harz verklebt, die Samen kommen nicht heraus. Aber das hat einen Grund: Diese Kiefer braucht Waldbrände, um sich zu vermehren. Durch die trockenen Äste brennt das Feuer schnell nach oben, erreicht die Zapfen, das Harz schmilzt, die Samen fallen in den Boden, der von der Asche gedüngt ist. Die jack pine ist einer der ersten Bäume, die nach einem Waldbrand wachsen.

Wenn ältere Landwirte von den Waldbränden hier in der Heide 1975 erzählen, wenn ich Bilder sehe von Bränden in den Mittelmeerländern, in Australien und den USA, dann hat das etwas Zerstörerisches, Katastrophales. Aber Feuer hat beide Seiten. Es verbrennt etwas, und es gibt Leben.

Auch in der heiligen Schrift ist beides mit dem Wort “Feuer” verbunden. Mir scheint, Jesus redet hier von einem Feuer der Liebe, das in ihm brennt, seiner Liebe zu uns. Aber es gibt auch ein Feuer der Prüfung, eine große Hitze, die die bedroht, die sich zu ihm bekennen, und ein Feuer des Gerichts.

Das Feuer, das Jesus anzünden will, brennt zu dem Zeitpunkt noch nicht. Aber die warme Liebe in seinem Herzen hat ihn zu uns auf die Erde getrieben, in unser menschliches Wesen, das er angenommen hat. Und vor allem zu denen, die am Rande der Gesellschaft sind, die vielleicht nach Gott suchen, aber deren Vorstellung von ihm ziemlich durcheinander ist.

Wie lebenswichtig Feuer ist und wie es mit “Zuhausesein” zu tun hat, das ist bis heute in vielen Ländern zu erleben: Das Herdfeuer, das am Abend angezündet wird, das leuchtet, Wärme und Nahrung gibt und Schutz vor Angreifern.

Jesus will, dass Menschen in Gottes Haus kommen und in seiner Familie geborgen sind. Dazu schickt er die Apostel in alle Welt. Deshalb gibt es Missionare, deshalb leitet ein Mann aus unserer Gemeinde in Wolfsburg über das Internet christliche Glaubenskurse für Iraner in seiner Heimat und in der Türkei.

Aber Jesus spricht auch von etwas, das ihm große Angst macht. Da muss er noch durch: die Bluttaufe am Kreuz. Aber es drängt ihn aus der Krippe zum Kreuz, wo er sich verzehren lassen wird von einem Unrechtsurteil, von einem Befehl zur Folter und zum Mord, von dem Hass, dem Widerstand, der Ablehnung dieser Welt.

Auch von so einem bedrohlichen Feuer redet er hier, und nicht nur im Blick auf sich selbst. “Ihr sollt nicht denken, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen”, sagt er. Das ist nicht mehr das Bild von einem heimeligen Herdfeuer. Er verspricht uns nicht ein immer gemütliches, sicheres Leben. Er gibt uns den Auftrag, seine Liebe wie ein wärmendes, leuchtendes Feuer den Menschen zu bringen, vor unserer Haustür und in Afghanistan, im Iran oder in Mosambik, auch wenn das unbequem wird.

Dabei gilt von ihm auch der Satz aus dem Hebräerbrief: “Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.” Denn das neue Leben, das Christus bringt, ist nicht einfach die Blumen-Deko auf dem, was heute oft “Lebensqualität” genannt wird, mit Erfolg im Beruf und möglichst viel Erlebnissen in der freien Zeit. Dieses neue Leben gibt es nicht, ohne dass etwas stirbt. Wir sehen das am Kreuz, wo Christus stirbt. Und wir hören im Neuen Testament, was bei uns sterben muss: Hass, Neid, Selbst­ sucht, schlechtes Reden miteinander und übereinander, Stolz, Ehebruch, Unehr­ lichkeit, Gleichgültigkeit ihm gegenüber und vieles mehr. Das sind die fruchtlosen Reben, die gesammelt und verbrannt werden.

Aber wo das Feuer der Liebe Gottes hinkommt, da wird aus dem Schwelbrand der Lieblosigkeit dieser Welt schnell eine große Flamme. Wir haben gehört, dass manche unserer Brüder und Schwestern das besonders spüren. Wenn ein Pastor verhaftet und gefoltert wird, weil er diese Liebe ausgeteilt hat in Wort und Sakrament. Wenn eine junge, ehemalige Muslimin bekennt, dass sie Christ geworden ist, und ihr Bruder ihr sagt, eine Prostituierte könne er als Schwester bezeichnen, sie nicht mehr. Wo wir das tun und sagen, was nach Gottes Willen Herzen zum Brennen bringen soll für Christus, da entsteht auch Ablehnung; vielleicht hast du das ein wenig auch schon erlebt. Wo Menschen in solcher Ablehnung bleiben, da allerdings warnt Christus uns alle:

“Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!” (Mt 13,41-43)

Auf Bildern aus den ersten christlichen Jahrhunderten stehen Vögel oft für Menschen, und zwar in Anlehnung an die Taube, die Noah aus der Arche freige­ lassen hat. Damit sind die Gläubigen gemeint, die im Tode frei werden – frei von dem Bösen und Vergänglichen, was in dieser Welt und auch in unserer DNA steckt. In diesem Sinne möchte ich gern eine Grasmücke sein. Nicht irgendeine, sondern die, die auf Englisch Kirtland's warbler heißt. Die lebt nur in Wäldern aus jungen jack pines. Der Vogel war 47 Jahre lang auf der Liste der gefährdeten Arten, seit 2020 gilt er nicht mehr als gefährdet. Ich möchte bei Christus leben, der sich in Liebe für mich verzehrt hat. Und ich möchte gern weiter helfen, das Feuer, von dem er spricht, anzustecken und anzufachen.

(Daniel Schmidt, P.)